Dieser Artikel erschien erstmals am 05.11.2014 in der süddeutschen Tageszeitung Südkurier.

Stockach –  Der Verein Hamsa Seva hilft Bedürftigen in Indien mit sauberem Wasser, warmen Mahlzeiten und Schulmaterial

Kinder in Vrindavan
Zweimal täglich wird in dem Dorf Vrindavan eine warme Mahlzeit für die Bedürftigen zubereitet. Die Schälchen sind aus Bananenblättern gepresst. Bild: Oesterle

Eine zehn Quadratmeter große Baracke mit Lehmboden. Ohne Fenster, aber für den Wind durchlässig. Als Bett dient den Bewohnern eine Holzpritsche. Unter diesen Bedingungen lebe Jaganath Mondal mit seiner Mutter und einer Schwester in Indien, berichtet Ingrid Oesterle. Sie ist die Vorsitzende des Vereins Hamsa Seva, der sich in Indien sozial engagiert.

Mit Jaganath Mondal hat der Verein zum ersten Mal einen jungen Inder bei seinem Lehramtsstudium unterstützt, das er inzwischen erfolgreich abgeschlossen hat. Ein Lehramtsstudium koste in Indien etwa 400 Euro und könne Grundlage eines menschenwürdigen Lebens sein, informiert Ingrid Oesterle. „Wie oft geben wir dieses Geld für banale Dinge aus?“ fragt sie sich. Neben Jaganath Mondal fördert Hamsa Seva zurzeit 40 Kinder in dem Dorf Vrindavan. Die Kinder erhalten von Sponsoreneltern aus Deutschland, der Schweiz und einem Paar aus Mazedonien Unterstützung für Essen und Schulmaterial. Schon ab zehn Euro monatlich könne man die Projekte des Vereins fördern, berichtet Ingrid Oesterle. Für die Versorgung mit sauberem Wasser hat der Verein in Vrindavan eine Trinkwasseraufbereitungsanlage angeschafft. Die Anlage stellt 600 Liter gesäubertes Wasser pro Stunde bereit, sodass auch mit gereinigtem Wasser gekocht werden kann. Dadurch hätten die Durchfallerkrankungen bei den Kindern drastisch abgenommen, freut sich die Vereinsvorsitzende. Was über den Eigenbedarf an sauberem Wasser hinausgehe, würde verkauft, und mit den Einnahmen Wartung und Filterwechsel an der Anlage finanziert, sagt Ingrid Oesterle. Beim letzten Besuch im März sei die Renovierung der Küche für die Armenspeisung im Gange gewesen, berichtet sie. Ein neuer Kuhstall und aufgefüllte Futtervorräte würden außerdem die Versorgung mit Milch sicherstellen.

In Zukunft will sich der Verein in einem zweiten Dorf, Jamdaha im indischen Bundesstaat Bihar, engagieren. Dort gebe es bisher keinerlei elektrische Anlagen, schildert Ingrid Oesterle, und das ganze Dorf sei sehr arm. Man werde auch dort versuchen, Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen und beim Aufbau der Infrastruktur zu helfen. Besonders am Herzen liegen Ingrid Oesterle die indischen Mädchen. Diese seien immer noch von Abtreibungen oder Kindstötungen nach der Geburt betroffen und im weiteren Leben allgemein benachteiligt, berichtet sie. Für die bisherigen Aktivitäten von Hamsa Seva zieht die Vorsitzende eine positive Bilanz: „Unser Verein hat sich unwahrscheinlich bewährt!“

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